Es ist ruhig an diesem Mittwochmorgen kurz nach 7.00 Uhr bei der Talstation Suvretta. Zwei Bauarbeiter trudeln gemütlich ein und bereiten die Baustelle für die Tagesarbeiten vor. Da knattert es am Himmel, erst leise, dann immer lauter. Vom Julierpass herkommend quert ein eindrücklich grosser Hubschrauber den Suvretta-Hang und verschwindet hinter den Bäumen Richtung Salastrains. Eine knappe halbe Stunde später ist es mit der Ruhe endgültig vorbei. Ein Super Puma der Heliswiss International fliegt Richtung Randolins. An einer 50 Meter langen Leine hängt am Hubschrauber ein grosses zylindrisches Stahlrohr. Es handelt sich um die erste von sieben Stützen für die neue Sesselbahn. Am Boden bei der vorbereiteten Plattform wartet ein Trupp-Arbeiter. Jetzt muss es schnell gehen, der Einsatz eines Super Pumas mit Besatzung zahlt sich nicht aus der Portokasse. Da zählt jede Minute. 

Krach und Staub

Der Trupp am Boden hat aber keine leichte Aufgabe. Die beiden Makila-Triebwerke mit einer Leistung von je 1833 PS im Super Puma machen einen Höllenlärm. Und der Rotor mit über 15 Metern Durchmesser sorgt dazu noch für kräftige Fallwinde und wirbelt ordentlich Staub am Boden auf. 

«Die verbale Kommunikation vom Boden zum Piloten und umgekehrt ist das A und O bei solchen Einsätzen», sagt Heliswiss-Flughelfer Kevin Bärtschi. Der Pilot könne zwar durch den «Bubble», das gewölbte Glas am Bug, ziemlich gut nach unten schauen. «Aber unten geht es um Zentimeter, und das ist präzise nur mit gutem Funkkontakt zu machen», erklärt der 32-Jährige. 

Der Pilot steuert den Super Puma jetzt im Minutentakt von Salastrains, wo die Sesselbahnstützen und die Köpfe mit den vormontierten Rollenbatterien bereitstehen, zum Suvretta Hang. Am Boden warten zwei Montageteams mit je zwei Spezialmonteuren der Doppelmayr/Garaventa-Gruppe, Herstellerin der Sesselbahn, und zwei Flughelfern der Heliswiss. 

Denn sie wissen, was sie tun

Die Spezialisten, mit Kopfhörern, Mikrofon, dicken Brillen und allerhand Werkzeug ausgestattet, wissen, was sie tun. Kaum ist der Schaft am Boden auf acht Bolzen festgeschraubt, klettern wieselflink die zwei Monteure und ein Flughelfer am Rohr empor und nehmen vom Hubschrauber den Kopf mit der Rollenbatterie in Empfang. Der schaukelt gewaltig im Wind, aber mit Hakenstangen wird das Teil zügig in die richtige Position gebracht und montiert. Nur knapp 90 Minuten dauert das Spektakel, die sieben Masten stehen, der Super Puma verschwindet hinter den Bergen, und es ist wieder still. Für die Handvoll Zuschauenden, die mit ihren Handys filmen, ging das Ganze fast zu schnell.

«Wir haben damit gerechnet, dass die Arbeiten mit dem Super Puma bis zu sechs Stunden dauern», ist auch Adrian Jordan, Leiter Schneesport und Bergerlebnisse bei der Engadin St. Moritz Mountains AG, überrascht von der Kürze des Einsatzes. 

Nicht überrascht ist Flughelfer Bärtschi: «Das sind vergleichsweise kleine Rohre und Köpfe. Oft haben wir es mit längeren, bis zu dreiteiligen Rohren zu tun, dann dauert es deutlich länger.» Bärtschi hat nicht viel Zeit. Der Super Puma hat an dem Tag vor dem Rückflug zur Basis nach Haltikon bei Küssnacht am Rigi noch einen Holztransport in Brigels auf dem Programm. 

Läuft nach Plan

Ebenso wie die Montage der neuen Masten laufe beim Bau des neuen Sesselliftes alles nach Plan, stellt Adrian Jordan fest. «Es gab zwar Probleme bei der Lieferung des Stahls für den Hersteller, aber wir sind immer noch im Zeitplan und werden die neue Sesselbahn wie geplant am 7. Dezember eröffnen können.» Die neue Bahn werde sich, was Kapazität und Geschwindigkeit angehe, von der alten nur geringfügig unterscheiden. 

Auf einer Länge von 820 Metern, mit einer Höhendifferenz von 276 Metern werden künftig 856 Personen pro Stunde transportiert werden können. Die Vorgängerin schaffte 800. «In dem Baurechtssektor haben wir wenig Spielraum, dafür ist die neue Bahn auf dem aktuellen Stand der Technik», so Jordan. Besonders seien dafür die neuen Sessel der Bahn: «Als Sponsor für das Design der Sessel ist das Hotel Suvretta House eingesprungen. Die Sessel übernehmen die Farben des berühmten Hotel-Busses und der Teslas.» Ein sehr exklusiver Fahrsessel erwarte künftig die Gäste. Und schon jetzt kann ein Prototyp des Sessels im Hotel Suvretta House in Augenschein genommen werden. 

Foto: Daniel Zaugg
Foto: Daniel Zaugg
Foto: Daniel Zaugg
Prototyp des neuen Sessels. Foto: Daniel Zaugg

Text: Daniel Zaugg