Neue Wohnungen für Einheimische braucht die Region. Das ist mittlerweile unbestritten, und verschiedene Gemeinden haben teils schon sehr konkrete Projekte. Erst vor einem Jahr sind im Gemeinderat von St. Moritz zwei Vorstösse eingereicht worden, die die Exekutive aufforderten, diesbezüglich tätig zu werden. Das hat sie gemach,t und anlässlich der Sitzung am Donnerstag konnte Bauamtschef Claudio Schmidt dem Parlament eine Vorlage für einen Baukredit vorstellen. Geplant ist, auf dem Baufeld Du Lac B, das ist die Parzelle gleich neben dem sich im Bau befindlichen Alterszentrums, ein Wohnhaus zu erstellen. Je nach Grösse der Wohnungen und Bedarf können zwischen 18 bis 36 Wohneinheiten für Einheimische erstellt werden. 

 

Synergien nutzen

«Das Potenzial ist also gross, und vor allem ist eine rasche Umsetzung möglich», betonte Schmidt vor dem Rat. Dies, weil die baurechtlichen Voraussetzungen ebenso vorliegen würden wie ein tragfähiges Konzept. Und gemäss Schmidt besonders wichtig: Vorhandene Synergien mit dem Neubau des Alterszentrums können genutzt werden, was Kosten einspart. Konkret soll der Auftrag an das bisherige Planungsteam des Alterszentrums um den Bau des Wohnhauses erweitert werden. «Das macht Sinn. Wir brauchen dieses Know-how, ansonsten können wir eine rasche Realisierung vergessen.» Läuft alles optimal, wären die Wohnungen bereits 2025 bezugsbereit. Allerdings gibt es gemäss Schmidt auch noch Fragen, die nicht abschliessend beantwortet sind. Ob es es Einsprachen geben könnte, welche Aufträge frei vergeben werden können und inwiefern das Projekt bewilligungsfähig ist. «Aber wir werden Antworten finden», so Schmidt. 

Zurzeit liegt eine Grobkostenschätzung vor, diese bildet die Basis für den Kreditantrag. Gemäss der Abstimmungsbotschaft liegen diesem Kosten Erfahrungswerte aus der Baubuchhaltung des Alterszentrums zu Grunde. Beantragt wird bei den Stimmberechtigten von St. Moritz ein Baukredit von 20,085 Mio. Franken. Dieser kommt nach der einstimmigen Verabschiedung der Botschaft durch den Gemeinderat nun am 12. März zur Abstimmung.

 

Keine Optionen verbauen

Fraktionsübergreifend herrschte am Donnerstag die Meinung vor, dass der rasche Bau von Erstwohnungen nötig und damit zu begrüssen ist. Eine längere Diskussion ergab sich zur Frage, ob die Gemeinde das Projekt mit fortschreitendem Projektierungs- und Realisierungsstand beispielsweise einer Wohnbaugenossenschaft übergeben sollte. Dimitrios Kefalas von der Fraktion Next Generation (NG) stellte an den Gemeinderat den Antrag, dies nicht zu ermöglichen. Mit der Begründung, dass die Gemeinde die Kontrolle über die künftigen Mietzinse und Mietverhältnisse behalten soll. «Das Volk finanziert den Bau, entscheiden werden später aber andere», sagte Isabel Wenger von der NG. 

Der Antrag fand bei den anderen Fraktionen keine Unterstützung und wurde schliesslich auch zurückgezogen. Gemäss Martin Binkert (Die Mitte) und Curdin Schmidt (FDP) würde eine solche Einschränkung keinen Sinn machen, man verbaue sich jetzt etwas, was durchaus Sinn machen könnte. Dann nämlich, wenn sich beispielsweise eine Pensionskasse am Bau beteiligen möchte. Auch für Gian-Andrea Conrad von der SVP war klar, dass man sich alle Optionen offen halten sollte. Zudem wurde betont, dass Fragen wie die Höhe des Mietzinses im Baurechtsvertrag geregelt werden und dieser muss vom Gemeindevorstand abgesegnet werden. 

 

Lebensmittelpunkt in St. Moritz

Gutgeheissen wurde hingegen ein Antrag von FDP-Gemeinderätin Martin Gorfer, der verlangt, dass bei der Vergabe der Wohnungen ein besonderes Augenmerk darauf gerichtet wird, dass die Mieterinnen und Mieter ihren Lebensmittelpunkt zweifelsfrei in St. Moritz haben. Auch soll darauf geachtet werden, dass die Wohnungsgrösse übereinstimmt mit der Anzahl Personen, die die Wohnung effektiv bewohnen. 

Autor und Foto: Reto Stifel