Die Freestyle-WM rückt näher, doch statt sich auf den sportlichen Höhepunkt zu freuen, stehen die Organisatoren vor einer finanziellen Zitterpartie. Zwar hat die Gemeinde St. Moritz mit einem zinslosen Darlehen von zwei Millionen Franken den drohenden Liquiditätsengpass abgewendet, doch das Risiko eines potenziellen Defizits bleibt. Wer, wenn nicht die öffentliche Hand, müsste dieses tragen? Gerade weil so viel öffentliche Gelder eingesetzt werden, sind die Organisatoren zu mehr finanzieller Transparenz verpflichtet. Der Auftritt am Donnerstag mit den dürftigen Unterlagen war dafür kein Musterbeispiel. 

Es zeigt sich einmal mehr ein strukturelles Problem. Während der Sportevent die gesamte Region bewirbt und langfristige Vorteile bringt, trägt ein Grossteil der finanziellen Last St. Moritz. Zwar haben sich alle Gemeinden bereits während der Kandidaturphase mit einem Beitrag von vier Millionen Franken hinter die Veranstaltung gestellt. Doch die Bereitschaft zur weiteren finanziellen Unterstützung ist gering. Die Begründung für die ablehnende Haltung, dass vor allem St. Moritz und Silvaplana profitieren würden, ist nicht nachvollziehbar und lässt einmal mehr Zweifel aufkommen, wie es um das gemeinsame regionale Verständnis bestellt ist. 

Die zentrale Frage ist, wie die gesamte Region langfristig profitiert. Mit einer prognostizierten Zahl von über 50 000 Logiernächten, die sich von Maloja bis Zernez verteilen, ist der kurzfristige wirtschaftliche Nutzen offensichtlich. Hotels, Restaurants, Skigebiete und andere Dienstleister profitieren direkt. Zudem entstand auf Corvatsch und Corviglia eine nachhaltige Freestyle-Infrastruktur, die auch mittel- und langfristig Wertschöpfung schafft.

Grossanlässe dieser Art sind nur nachhaltig finanzierbar, wenn alle Gemeinden die Chancen und Risiken gemeinsam tragen. Wer profitieren will, muss auch bereit sein, mitzuzahlen. Das wiederum bedingt eine stärkere regionale Zusammenarbeit respektive ein Überdenken der politischen Strukturen. Vor einem Jahr ist von der Region eine «breite Diskussion» zu diesem Thema angekündigt worden. Seither ist es still geblieben. 

Die Erkenntnisse aus der Freestyle-WM und anderen Anlässen müssten Verpflichtung genug sein, diese zwingend notwendige Diskussion anzustossen. 

Autor: Reto Stifel
r.stifel@engadinerpost.ch