Der Wunsch, den Wolf wieder anzusiedeln sei ein gesellschaftlicher, sagte Marcus Caduff im Gespräch mit Keystone-SDA am Dienstag. Deshalb müsse auch die Gesellschaft die Herdenschutzkosten übernehmen und nicht die Landwirtschaft. Seit dem 1. Februar beträgt die Kostenbeteiligung des Bundes an Herdenschutzmassnahmen nur noch maximal 50 statt wie früher 80 Prozent.
Pro Natura erwartete deshalb, dass der Kanton nicht einseitig auf Abschüsse setzt, sondern den Herdenschutz weiter unterstützt und die Ausfälle der Bundesgelder kompensiert.

Herdenschutz als wichtiger Bestandteil
Am Montag publizierten die Bündner Behörden die Bilanz der sogenannten proaktiven Abschüsse von Wölfen zwischen September und Januar. 48 Tiere wurden demnach im Kanton erlegt um Konflikte während der Weidesaison zu vermeiden. Ziel ist gemäss Angaben der Behörden eine Koexistenz zwischen Mensch und Wolf. Herdenschutz bleibe hierzu ein wichtiger Bestandteil. An dessen Finanzierung «sei man dran», so Caduff weiter. Erst am Dienstagvormittag wurde eine Motion des Bündner Ständerats Stefan Engler (Mitte) gutgeheissen, wonach sich der Bund wieder zu 80 Prozent an den Kosten beteiligen soll.

Nationalparks will mitwirken

Als Reaktion auf die 48 Wolfsabschüsse, forderte der Schweizerische Nationalpark (SNP) in Graubünden mehr Augenmass und wildbiologisches Wissen im Umgang mit den Raubtieren. Weiter erklärte sich der SNP bereit, bei diesem Prozess „wissenschaftlich und fachlich“ mitzuarbeiten.
Ein Austausch mit den Verantwortlichen des Nationalparks sei geplant, sagte die zuständige Regierungsrätin Carmelia Maissen (Mitte) am Dienstag zu Keystone-SDA. Dabei soll der Umgang mit der Wolfspräsenz im Nationalpark diskutiert werden.
Zuletzt kritisierte der SNP die Behörden für die komplette Eliminierung des Fuorn-Rudels beim Nationalpark. Aus diesem wurden alle zwölf Wölfe getötet, weil es an den Rissen zweier Rinder beteiligt gewesen sein soll. Die Konfliktlage sei hier im Vordergrund gestanden, so Maissen. Die Landwirtschaft und die Bevölkerung in der Region hätten wenig Verständnis gehabt, wenn die dortigen Konflikte anders beurteilt worden wären als in anderen Regionen mit Wolfspräsenz.
(Keystone/SDA)