Foto: Mayk Wendt
Im Jahr 2016/2017 hatte ich das Privileg, die Spitzensport-Rekrutenschule absolvieren zu dürfen und bin seitdem bei der Schweizer Armee im Fachstab Sport eingeteilt. Infolge der zu leistenden Diensttage ergab sich für mich eine interessante Möglichkeit. Aktuell befinde ich mich im slowenischen Planica, wo die Weltmeisterschaften der nordischen Athletinnen und Athleten ausgetragen werden. Vor Ort bin ich nicht als Athletin, sondern als Staff-Mitglied im Service-Team, wo ich hauptsächlich für die Ski-Tests eigesetzt werde. Zugegeben hat sich das zu Beginn etwas komisch angefühlt in einer anderen Rolle zu sein. Ich liess mich jedoch darauf ein, wobei sich dieser Perspektivenwechsel als sehr interessant und lehrreich herausstellte.
Bereits eine Woche vor Beginn der Weltmeisterschaften reiste ich mit dem Service-Team nach Slowenien. Die Schnee- und Wetterverhältnisse wurden genau unter die Lupe genommen damit man für die Wettkämpfe mit den besten Schliffen, Strukturen und Wachsmaterialien gerüstet ist. Die WM zählt als grosses Saisonhighlight. Überall wird getüftelt, an Details gefeilt und hier und da versucht die eine oder andere Optimierung vorzunehmen. Spürbare Spannung und viele Emotionen gehören zu solchen Grossanlässen dazu. So nahm die Spannung mit dem Eintreffen der ersten Athletinnen und Athleten bereits zu. Als Athletin oder Athlet hat man im Prinzip eine Aufgabe: Am Tag X die bestmögliche Leistung abzurufen. Dazu gehört eine optimale Vorbereitung, wobei man auf ein funktionierendes Umfeld angewiesen ist. Dies wird schnell zur Selbstverständlichkeit, was man aber erst bemerkt, wenn es nicht mehr funktioniert. So ist es als Athletin klar, dass mich jemand zum Wettkampfgelände fährt, dass meine Startnummer bereitsteht, dass mir bei Verspannungen die Beine gelockert werden, dass meine Rennskis bereitstehen. Und nicht nur bereitstehen sollen sie, nein, schnell sollen sie logischerweise auch sein. Das richtige Material spielt im Langlaufsport eine bedeutsame Rolle. Und als Athletin kann ich bestätigen, dass nach einem misslungenen Wettkampf das Abschieben auf schlechtes Material die einfachste und oftmals nicht die fairste Erklärung ist. Es darf nicht vergessen werden, dass unzählige, kompetente Fachleute aus den Bereichen Service, Physiotherapie, Medizin, Trainer, Ausrüster usw. ihr Bestes tun um den Athletinnen und Athleten eine möglichst optimale Unterstützung bieten zu können. Aber es sind eben auch nur Menschen, die das eine oder andere Mal eine falsche Entscheidung treffen können. Als Athletin oder Athlet hat man oftmals den sogenannten Tunnelblick. Dies ist keine Kritik, sondern vielmehr eine Feststellung, wobei die Betrachtung auf das Gesamte schnell verloren und unterschätzt wird. Es gab tatsächlich Situationen, wo ich Athletinnen und Athleten beobachtet und mich gefragt habe: Oje, bin ich auch so? Interessant zu beobachten, dass man aus einer anderen Perspektive für gewisse Verhaltensweisen und Situationen plötzlich eine andere Empfindung hat. Abschliessend erinnere ich mich an eine Szene zurück, die sich ein paar Tage vor Beginn der Weltmeisterschaften abspielte. Ein Service-Mitglied aus einem Nachbarsland machte humorvoll und lächelnd die folgende Aussage, woran aber tatsächlich etwas Wahres ist: Können wir die Athletinnen und Athleten nicht abbestellen? Es ist gerade so schön ruhig hier.Fabiana Wieser
Fabiana Wieser ist 26 Jahre alt und gebürtige Unterengadinerin. Sport war schon immer ihre grosse Leidenschaft. Zu Beginn war sie oft auf den Skipisten unterwegs, bis sie schliesslich ihre Passion zum Ausdauersport, aber insbesondere zum Langlaufsport, entdeckte. Sie absolvierte das Gymnasium am Hochalpinen Institut in Ftan und hat in dieser Zeit unter anderem die Spitzensport RS in Magglingen absolviert.
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