Foto: Valentina Baumann
Es ist nun Ende November und ich erinnere mich noch genau daran, dass ich es zu dieser Zeit vor ein paar Jahren gar nicht abwarten konnte, die Weihnachtssaison bei uns zu Hause zu eröffnen. Die Weihnachtszeit war die schönste Zeit des Jahres für mich. Die Musik, die Filme, die Weihnachtsmärkte, die Dekoration zu Hause und im Dorf, das Gebäck, der Adventskalender, das Weihnachtsspiel in der Schule, der Samichlaus-Tag – alles hat dazugehört.
In den letzten Jahren habe ich schon gemerkt, dass es etwas nachgelassen hat mir der Vorfreude. Und wie ich nun festgestellt habe, gebe ich zwei Faktoren die Schuld für meine Lustlosigkeit. Einerseits ist das Zürich, wo ich inzwischen lebe. Ich muss schon zugeben, dass sich die Stadt viel Mühe mit der Beleuchtung gibt und auch der Weihnachtsmarkt ist wunderschön. Es ist der Schnee, der mir fehlt! Früher war ich nicht sehr begeistert von dem kalten Weiss, das einfach nicht wegzugehen schien. Aber wie ich es nun vermisse! Ohne Schnee geht nichts mehr in Sachen Weihnachtsstimmung, zumindest bei mir. Das Engadin ist ja bereits in weiss getaucht. Und hoffentlich geschieht dies auch bald hier unten.
Ausserdem beschuldige ich die Uni und den Prüfungsstress, der naht. Für mich ist «Drei Haselnüsse für Aschenbrödel» unter anderem ein Muss jedes Jahr. Aber ich habe keine Zeit, einen Film zu schauen, weil ich lernen muss. Ich möchte Kekse backen? Geht nicht, denn ich muss noch eine Befragung durchführen. Ich möchte am Wochenende den Nussknacker schauen gehen (ich liebe ja das Ballett und die Oper), aber ich habe noch ein Essay zu schreiben. Ich will einen Glühwein trinken gehen? Ich muss aber noch ein wissenschaftliches Paper lesen.
Ich möchte mich natürlich nicht beschweren, denn so ist das Leben als Student nun mal. Und ich bin auch ganz bestimmt nicht die Einzige, der es so geht. Aber ich habe mittlerweile eingesehen, dass es doch einiges ausmacht, an einem so schönen Ort aufzuwachsen, wo man die Weihnachtszeit in vollen Zügen geniessen kann. Und mein Trost: Mitte Dezember sind die Hälfte der Prüfungen durch. Danach kann ich ins Engadin fahren, den Schnee geniessen, ein paar Filme schauen, etwas backen, dazu Dean Martin und George Michael im Hintergrund singen lassen und ein paar Brettspiele mit der Familie spielen. Und dann ist die Welt wieder in Ordnung :-).
Valentina Baumann
Valentina Baumann ist 19 Jahre alt und in Celerina aufgewachsen. Im Sommer 2021 hat sie die Matura am Lyceum Alpinum in Zuoz gemacht und ist danach für sechs Monate in die redaktionelle Welt der Engadiner Post eingetaucht. Das neugewonnene Wissen hat sie an die Universität Zürich mitgenommen, wo sie Medienforschung studiert. Obwohl sie vieles, ihre beiden Katzen zum Beispiel, im Engadin zurücklassen muss, freut sie sich über Ballettaufführungen, riesige Universitätsbibliotheken, die Bücherwurmherzen höherschlagen lassen, Katzen-Kaffees, doppelstöckige Züge, Trenchcoat tragende Leute und alles Neue, was ihr die Grossstadt bieten kann.
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