Foto: Daniel Zaugg
Meine ersten richtigen Berufserfahrungen habe ich in den letzten sechs Monaten auf der Redaktion der Engadiner Post gesammelt. Ich muss sagen, es hat mir besser gefallen, als ich es erwartet habe. Damals, im August, wollte ich dieses Praktikum, um den Sprung ins kalte Wasser zu wagen und mehr über Journalismus zu erfahren. Ich dachte mir, dass es ähnlich wird wie in der Schule. Lange herumsitzen, recherchieren, ab und zu mit Experten sprechen und letztlich einen langen Text darüber schreiben. Ich hatte aber nicht mit der enormen Themenvielfalt gerechnet, mit der selbst eine kleine Lokalzeitung konfrontiert wird. Ich sprach mit Sportlern, besuchte Theaterspiele, lernte viel über ernstere Themen wie die Strommangellage, den Pflegenotstand und, und, und. Ich kann definitiv sagen, dass ich einen grossen Respekt für den Journalismus entwickelt habe.
Im Büro der Redaktion liegen einige Ausgaben des Magazins «Reportagen», und obwohl ich nur drei oder vier Artikel gelesen habe, blieben sie definitiv hängen. Vor allem der Artikel «Likes für Cybercrime», geschrieben von Eva Wolfangel. Im Artikel wird zwischen den Perspektiven eines russischen Hackers und eines französischen Hackerjägers gewechselt. Vielleicht denkt man anfangs, dass der Hacker eine schlechte Person ist, der mehr und mehr Geld nur für sich stiehlt. Doch der Russe, der in äusserst armen Verhältnissen aufgewachsen ist, wollte nur ein angenehmes Leben führen können. Auf der anderen Seite ruiniert der Hackerjäger Leben von Leuten, die nur versuchen, ihre eigene Familie zu versorgen.
Am meisten faszinierte mich aber der Rechercheaufwand. Immer wieder musste ich beim Lesen des Textes überlegen: «Wie lange hat die Autorin wohl für diese Reportage gebraucht?» Ich finde es faszinierend, dass Journalisten ihr Leben damit verbringen, in verschiedene Länder zu reisen und mit komplett fremden Leuten sprechen, um der Öffentlichkeit ein Thema näherzubringen. Wenn ich jemals in meinem Leben den Beruf des Journalisten weiterverfolge, wäre es mein Ziel, über globale Themen zu berichten. So spannend der Lokaljournalismus auch ist.
t.sousa@engadinerpost.ch
PS
PS werden von den Redaktorinnen und Redaktoren der Engadiner Post / Posta Ladina geschrieben und erscheinen wöchentlich in der Samstagsausgabe der EP/PL.
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