Auch wenn Brillen hie und da nerven, geben sie einem immer noch die möglichkeit richtig zu sehen. Foto: Shutterstock/lassedesignen
Ich bin kurzsichtig und habe mir neulich nach fünf Jahren endlich wieder eine neue Brille zugelegt. Und auch wenn Nicht-Brillenträger klar die genetische Lotterie gewonnen haben, werden sie nie das wundervolle Gefühl erleben, sich ein paar Gläser vor die Augen zu setzen und plötzlich alles erkennen zu können. Man ist auf einmal in einer Welt, die komplett scharf zu sehen ist. Jedes Mal, wenn ich mir eine passende Brille hole, denke ich mir: «Das ist also die Welt in HD.» Leider hört es hier aber schon auf mit positiven Aussagen. Die unter uns, die noch nie in ihrem Leben eine Brille tragen mussten, wissen nicht, was für einen riesigen Aufwand dieses teilweise bedeutet. Zum einen muss man sie dauernd reinigen, da alles Mögliche an den Gläsern kleben bleibt, bis man letztendlich noch schlechter sieht als ohne Brille. Zum anderen kann man es sich nicht leisten, die Brille zu demolieren oder zu verlegen. Zu oft habe ich während des Sportunterrichts einen Fussball an die Brille abbekommen, wodurch das Gestell gebrochen ist. Ein kaputtes Gestell, aus dem das Glas nun ziemlich leicht herausfallen kann. So was kleines Durchsichtiges kann sich auf dem Boden schon mal gut unsichtbar machen. Auch wenn sie beim Skifahren auf den Schnee fällt. Zu viel Zeit habe ich damit verbracht, jeden Zentimeter des Bodens abzutasten, nur um ein kleines Stück Plastik zu finden. Ich werde dich nicht vermissen, alte Brille. Man könnte jetzt meinen, vielleicht wären Kontaktlinsen besser für mich geeignet, und wenn ich ehrlich bin, habe ich mir das auch schon ein paar mal überlegt. Ich höre aber immer wieder Horror-Stories, die sich um diese Linsen drehen. Zum Beispiel ging eine Frau wegen Schmerzen im Auge zum Arzt. Vermutet wurde ein grauer Star, doch es stellte sich heraus, dass die Patientin über 20 Linsen im Auge vergessen hatte. Nein, danke! Ich bleibe lieber bei meinem Nasenfahrrad.
t.sousa@engadinerpost.ch
Text: Tiago Almeida
PS
PS werden von den Redaktorinnen und Redaktoren der Engadiner Post / Posta Ladina geschrieben und erscheinen wöchentlich in der Samstagsausgabe der EP/PL.
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