838 Schubladen mit Werkzeugen aller Art gibt es im Eisenwarengeschäft Wüthrich in Langau. Ein Laden, in dem die Zeit auf wunderbare Art stehen geblieben ist. Foto: Reto Stifel
Immer wenn ich in meiner alten Heimat zu Besuch bin, überkommt mich der Drang, den Engadinerinnen und Engadinern etwas aus dem Ämmitau zu verzeue. Sei es vom Kult-Eishockeyverein SCL Tigers, vom Kult-Anlass Güggu-Wettchrääje oder wie jetzt, vom Kult-Geschäft par excellence im Langnauer Dorfzentrum: Eisenwaren Wüthrich.
Eigentlich wollte ich dort nur einen Dichtungsgummi für den Dampfkochtopf kaufen. Doch dann wurde ich in meine Kindheit zurückkatapultiert. Verändert hat sich in all den Jahrzehnten kaum etwas. Breite Theken, dahinter Wände mit insgesamt 838 Schubladen, in denen sich von der Beisszange über Nägel jeglicher Grösse bis zu Türscharnieren alles findet. Wenn ein Kunde fünf Schrauben mit einem Senkfräskopf verlangt, steigt die Mitarbeiterin die Bockleiter hoch, öffnet die Schublade in der achten Reihe hinge rächts, nimmt die fünf Schrauben einzeln raus und verpackt sie. «Darfs süsch no öppis sii? Nid. De miechs de vierifüfenünzg. Danke und uf wiederluege.»
Ich habe es gar nicht so eilig mit meinem Dichtungsring, sauge viel lieber die Atmosphäre auf in diesem Geschäft, in dem die Zeit auf eine wunderbare Art und Weise stehen geblieben ist. Der nächste Kunde kommt für seine Nachbarin, «die nümme so guet z‘Fuess isch.» Sie hat ihren Schlüssel zum Hühnerstall verloren. Da ist guter Rat teuer, denn «d‘Tür ibrätsche wott me ja nid grad, gäuit.» Kurze Zeit später verlässt der Mann den Laden. Er hat sechs Bartschlüssel-Modelle erhalten. «Lueget, ob eine passt u bringet die angere zrügg», sagt die Verkäuferin. Selbstverständlich bekomme ich auch meinen Dichtungsgummi. Aus der Schublade 456 oder so.
«Chum mir gö no schnäu zum Wüthrich Hügu», pflegen die Einheimischen zu sagen, wenn sie in Langnau zum chrämere gö. Wobei das mit dem «schnäu» im Ämmitau so eine Sache ist. Aber das ist ein anderes Thema.
Autor und Foto: Reto Stifel
r.stifel@engadinerpost.ch
Eigentlich wollte ich dort nur einen Dichtungsgummi für den Dampfkochtopf kaufen. Doch dann wurde ich in meine Kindheit zurückkatapultiert. Verändert hat sich in all den Jahrzehnten kaum etwas. Breite Theken, dahinter Wände mit insgesamt 838 Schubladen, in denen sich von der Beisszange über Nägel jeglicher Grösse bis zu Türscharnieren alles findet. Wenn ein Kunde fünf Schrauben mit einem Senkfräskopf verlangt, steigt die Mitarbeiterin die Bockleiter hoch, öffnet die Schublade in der achten Reihe hinge rächts, nimmt die fünf Schrauben einzeln raus und verpackt sie. «Darfs süsch no öppis sii? Nid. De miechs de vierifüfenünzg. Danke und uf wiederluege.»
Ich habe es gar nicht so eilig mit meinem Dichtungsring, sauge viel lieber die Atmosphäre auf in diesem Geschäft, in dem die Zeit auf eine wunderbare Art und Weise stehen geblieben ist. Der nächste Kunde kommt für seine Nachbarin, «die nümme so guet z‘Fuess isch.» Sie hat ihren Schlüssel zum Hühnerstall verloren. Da ist guter Rat teuer, denn «d‘Tür ibrätsche wott me ja nid grad, gäuit.» Kurze Zeit später verlässt der Mann den Laden. Er hat sechs Bartschlüssel-Modelle erhalten. «Lueget, ob eine passt u bringet die angere zrügg», sagt die Verkäuferin. Selbstverständlich bekomme ich auch meinen Dichtungsgummi. Aus der Schublade 456 oder so.
«Chum mir gö no schnäu zum Wüthrich Hügu», pflegen die Einheimischen zu sagen, wenn sie in Langnau zum chrämere gö. Wobei das mit dem «schnäu» im Ämmitau so eine Sache ist. Aber das ist ein anderes Thema.
Autor und Foto: Reto Stifel
r.stifel@engadinerpost.ch
PS
PS werden von den Redaktorinnen und Redaktoren der Engadiner Post / Posta Ladina geschrieben und erscheinen wöchentlich in der Samstagsausgabe der EP/PL.
Diskutieren Sie mit
Login, um Kommentar zu schreiben