18.05.2024 Jon Duschletta 2 min
Foto: Jon Duschletta

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Streng genommen gibt ein Verbrauchsdatum auf einem sensiblen Lebensmittel an, bis wann dieses konsumiert werden soll. Damit nehme ich es aber in der Regel nicht so genau, heisst, ich kann das meist im Kleingedruckten aufgeführte Datum im Laden ohne meine Lesebrille meist eh nicht lesen. 
Es ist der 19. April, ich will mit dem Zug ins Unterland und brauche aus dem örtlichen Supermarkt noch ein Mitbringsel. Ach, komm, denke ich dort, ich hab heute noch kaum was gegessen, lass mich ein Sandwich kaufen für den Weg. Ich steh vor dem vollen Regal und kann mich, wie immer, nicht entscheiden. Dabei, stüpid, hätte ich zu Hause noch einen feinen Salsiz gehabt und hätte nur noch frisches Brot dazu kaufen müssen. Zu spät. 

Unterwegs bin ich in eine Arbeit vertieft und verspeise entlang des Walensees das fade und trockene Sandwichbrot mit dazwischen irgendwas, was laut Verpackung Schweizer Poulet sein sollte, eingebettet in Tartaresauce. Ich liebe Tartaresauce, eigentlich. Aber eben, Strafe muss sein. Ich spüle den letzten Bissen mit etwas Wasser hinunter, zerknülle die Verpackung und will diese wegwerfen. Erst da fällt mein Blick auf das Ablaufdatum, das gross und fett, vorne auf der Verpackung prangt: 02.04.2024 lese ich, stutze, lese nochmals und denke, na bravo, Alter, heute ist der 19., dann denke ich ans Poulet und an die Tartaresauce ..., überlege, wann und wie ich in Bern ankomme oder ob ich dann überhaupt noch lebe ... (ich übertreibe an dieser Stelle natürlich etwas zugunsten des Storytellings).

Nun denn, die Reise verläuft problemlos, sogar das Wochenende, kein rumoren im Magen, keine leidigen Toilettengeschichten, nichts. Glück gehabt. Darf ja auch mal sein. Trotzdem bin ich nicht unglücklich, dass ich im Zug instinktiv die zerknüllte Verpackung nicht weggeworfen, sondern wieder eingepackt und mitgenommen hatte. Sie dürfen mir glauben, ich bin nun wirklich nicht der Typ Reklamierer. Trotzdem habe ich mir vorgenommen, bei meinem nächsten Besuch im Supermarkt die Verpackung vorzuzeigen und auf das abgelaufene Datum hinzuweisen. Gesagt, getan. Bevor ich den Laden betrete, schaue ich mir das Datum nochmals an, 02.04.2024, ganze 17 Tage über das Ablaufdatum. Kann ja mal passieren, will ich der Kassierin sagen und reiche ihr die Verpackung als Beweisstück. Und just in dem Moment, als sie die Verpackung in die Hand nimmt, sehe ich das Datum: 20.04.2024. 

Der Rest ist Geschichte. Und bei aller Peinlichkeit habe ich dabei noch etwas gelernt: Nein, wohl nicht, Zahlen richtig zu lesen, sondern, dass Lebensmittel mit Strichcode an der Kasse automatisch blockiert werden, wenn deren Ablaufdatum überschritten ist. Ist doch super, oder?

Autor und Foto: Jon Duschletta

j.duschletta@engadinerpost.ch