Zahlen lügen nicht: 9,8 Sekunden in der Leichtathletik-Königsdisziplin, und dass schon 1979. Foto: Jon Duschletta
Wow, was für eine Europameisterschaft, was für eine hervorragende Schweizer Bilanz. Nein, ich mein nicht die Fussball-, sondern die Leichtathletik-EM. Froh bin ich nur, dass der Weltrekord in der Königsdisziplin, dem Sprint, in Rom nicht angetastet wurde. Der Italiener Marcell Jacobs hält diesen Rekord mit 9,8 Sekunden seit Tokio 2021. Merken Sie sich diese Zahl, 9,8 Sekunden!
Rückblende: Sommer 1979. Auf der Tartanbahn der Polowiese in St. Moritz-Bad steht ein 15-jähriger Rotschopf in kurzen Hosen. Mental ist er schon fest in die schnurgerade Linie zwischen Start und Ziel vertieft. Es ist – keine Ahnung, wird wohl warm gewesen sein und kaum Gegenwind geherrscht haben an diesem regionalen Schulsporttag – seine grosse Chance, eben, die Königsdisziplin der Leichtathletik. Der Teenager wirft sich in Pose, schlägt sich zwei Mal auf die Backen, dann auf die Oberschenkel, er löst nochmals die Beinmuskulatur und geht extrem fokussiert in Position, legt seine Finger eineinhalb Millimeter vor die Startlinie, drückt die Beine in den Startblock. Er verharrt, hält den Atem an. Dann endlich die Stimme des Speakers, leicht verzerrt aus einem schepprigen Mikrofon: «Auf die Plätze – fertig – Päng!» Der Junge schiesst aus dem Startblock, macht die ersten Schritte, nimmt schnell Tempo auf, findet Tritt und Rhythmus, die Schritte werden länger und gleichmässiger, er hebt langsam den Kopf und visiert die Ziellinie an, presst das Letzte aus seinem Körper und wirft sich mit wehenden Haaren über die Ziellinie. Geschafft! 9,8 Sekunden! Handgestoppt zwar, aber hallo, 9,8 Sekunden, eine absolute Fabelzeit!
Moment bitte, ich bekomm grad einen Anruf aufs Handy: «Ciao Bruno ..., ja, ja, ich erinnere mich, und wie. Ach so, du warst damals noch schneller als ich, na ja, nicht weiter schlimm – nein, Bruno, sag nicht so was. Das waren damals nur 80 Meter? – Egal Bruno, 80 oder 100 Meter, wen interessiert das schon? Na dann, ciao Bruno, mach's gut!»
j.duschletta@engadinerpost.ch
Rückblende: Sommer 1979. Auf der Tartanbahn der Polowiese in St. Moritz-Bad steht ein 15-jähriger Rotschopf in kurzen Hosen. Mental ist er schon fest in die schnurgerade Linie zwischen Start und Ziel vertieft. Es ist – keine Ahnung, wird wohl warm gewesen sein und kaum Gegenwind geherrscht haben an diesem regionalen Schulsporttag – seine grosse Chance, eben, die Königsdisziplin der Leichtathletik. Der Teenager wirft sich in Pose, schlägt sich zwei Mal auf die Backen, dann auf die Oberschenkel, er löst nochmals die Beinmuskulatur und geht extrem fokussiert in Position, legt seine Finger eineinhalb Millimeter vor die Startlinie, drückt die Beine in den Startblock. Er verharrt, hält den Atem an. Dann endlich die Stimme des Speakers, leicht verzerrt aus einem schepprigen Mikrofon: «Auf die Plätze – fertig – Päng!» Der Junge schiesst aus dem Startblock, macht die ersten Schritte, nimmt schnell Tempo auf, findet Tritt und Rhythmus, die Schritte werden länger und gleichmässiger, er hebt langsam den Kopf und visiert die Ziellinie an, presst das Letzte aus seinem Körper und wirft sich mit wehenden Haaren über die Ziellinie. Geschafft! 9,8 Sekunden! Handgestoppt zwar, aber hallo, 9,8 Sekunden, eine absolute Fabelzeit!
Moment bitte, ich bekomm grad einen Anruf aufs Handy: «Ciao Bruno ..., ja, ja, ich erinnere mich, und wie. Ach so, du warst damals noch schneller als ich, na ja, nicht weiter schlimm – nein, Bruno, sag nicht so was. Das waren damals nur 80 Meter? – Egal Bruno, 80 oder 100 Meter, wen interessiert das schon? Na dann, ciao Bruno, mach's gut!»
j.duschletta@engadinerpost.ch
Diskutieren Sie mit
Login, um Kommentar zu schreiben