Wie kommt der Text in die Zeitung? Foto: Fadrina Hofmann
Journalismus scheint die Jugend nach wie vor zu interessieren, auch Printjournalismus. Jeweils am nationalen Zukunftstag im November wird die Redaktion von interessierten jungen Menschen oder ihren Eltern angeschrieben. Und wenn bei den Jugendlichen in der zweiten Oberstufe das Thema Berufswahl ansteht, sind junge Menschen in dne Büroräumlichkeiten der Engadiner Post in St. Moritz oder im Büro der Posta Ladina in Scuol anzutreffen. So auch jetzt Anfang Oktober.
Neugierde und Flexibilität
Was macht eine Redaktorin oder ein Redaktor den ganzen Tag? Was macht eine gute Geschichte aus, und wie findet man sie? Worauf muss bei einem Interview geachtet werden? Und wie kommt der Text in die Zeitung? Die Schnupperlernenden erleben die verschiedenen Arbeitsstufen mit, erhalten einen Einblick in Themen wie Pressefotografie oder können auf eine Reportage mitgehen. Sie lernen, dass im Lokaljournalismus jeden Tag andere Themen aktuell werden, Flexibilität und Leidenschaft gefragt sind, und die Journalistin und der Journalist vor allem eine Fähigkeit mitbringt: Neugierde.
Vielseitig und nah am Geschehen
Ein Interview zur Eventstrategie von St. Moritz Tourismus, eine Reportage zur Sanierung des Kirchturms von Sent, die Abschussgenehmigung des Bundes für den Fuorn-Wolfsrudel, der 125. Todestag des Malers Giovanni Segantini und die verschollenen Akten zu den Hexenprozessen im Oberengadin – über all diese Themen durfte ich beispielsweise innerhalb nur einer Woche berichten. Am Anfang steht immer die Recherche, dann kommt der Kontakt zu den Beteiligten, der Besuch vor Ort, Interviews und schliesslich der Schreibprozess. Lokaljournalismus ist vielseitig, nah am Geschehen und an den Menschen. Zum Beruf gehört auch unsichtbare Arbeit wie die Mailbewirtschaftung, Konzepte für Serien oder Beilagen erstellen, Medienmitteilungen redigieren oder Sitzungen vorbereiten. Und fällt ein Produzent aus, ist diese Aufgabe ebenfalls ein Teil des Jobs.
Verschiedene Ausbildungsmöglichkeiten
Aber wie wird man Journalistin oder Journalist? Diese Frage kommt bei den Schnupperlernenden schnell. Die Antwort ist für manche enttäuschend. Eine Lehre zur Redaktorin oder zum Redaktor einer Zeitung gibt es nämlich nicht. Ein Praktikum ist eine Einstiegschance, zum Beispiel nach der Matura oder nach einer bereits absolvierten Ausbildung in einem anderen Bereich. Im Journalismus gibt es viele Quereinsteiger, also Personen, die einen anderen Beruf erlernt haben und einen neuen beruflichen Weg einschlagen wollen. Ausgebildet werden Redaktorinnen und Redaktoren einerseits auf der Redaktion, aber auch am Medienausbildungszentrum in Luzern, an Journalistenschulen oder im Rahmen eines Studiums der Kommunikationswissenschaften und Medienforschung.
Doch vor allem lernen wir Journalistinnen und Journalisten jeden Tag neu dazu. Indem wir uns in Themen einlesen, indem wir Menschen mit ihren Geschichten treffen, indem wir Fehler machen und damit konfrontiert werden, indem wir uns an technische Fortschritte anpassen. Und genau das macht unseren Beruf so spannend. Morgen weiss ich immer ein bisschen mehr. Übrigens lernen wir auch von den jungen Menschen, die uns in der Redaktion besuchen. In punkto Social Media sind sie uns zum Beispiel weit voraus.
Autorin: Fadrina Hofmann
f.hofmann@engadinerpost.ch
Autorin: Fadrina Hofmann
f.hofmann@engadinerpost.ch
Redaktion Engadiner Post
Wie geht es auf einer Redaktion zu und her? Inbesondere an einem Produktionstag? Was macht ein Redaktor/eine Redaktorin den lieben langen Tag? Und was braucht es, von der Idee bis zum vollständigen Bericht in der Zeitung? Über diese und weitere Themen lesen Sie regelmässig im Redaktionsblog der «Engadiner Post/Posta Ladina».
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