13.11.2024 Fabiana Wieser 3 min
Foto: Shutterstock lassedesignen

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Im April kündigte der 35-Jährige an, dass er fünf Jahre nach seinem Rücktritt auf die Ski-Bühne zurückkehrt. Dieses Mal nicht für Österreich, sondern für Holland. Und nein, die Kommunikation erfolgte nicht am ersten April. Stimmen wurden laut, es handle sich dabei nur um einen PR-Gag. Grund dafür könnte seine eigene Skimarke «Van Deer» sein. Auf Worte folgten Taten, und so fuhr Hirscher beim Weltcup-Auftakt in Sölden auf Rang 23. Experten prophezeien, das sei ungefähr das Niveau, das Hirscher Stand heute im Weltcup halten könne. Doch kann das Mittelmass für einen siebenfachen Weltmeister und Doppelolympiasieger zufriedenstellend sein? «Ich hatte kein Abschiedsjahr, vielleicht hole ich das jetzt nach», begründete Hirscher sein Comeback. 
7. August 2024: Therese Johaug verkündet bei einer Pressekonferenz zwei Jahre nach ihrem Rücktritt das Comeback. Die 36-jährige Langlaufkönigin aus Norwegen gibt sich mit dem Mittelmass nicht zufrieden. Gold bei der Heim-WM in Trondheim über die 50 Kilometer soll es werden. In der Langlaufszene wird ihr das allemal zugetraut. Nachdem die 50-Kilometer-Distanz bei den Damen in den Weltcup-Kalender eingeführt wurde, wird in Trondheim 2025 über diese Distanz erstmals ein Medaillensatz vergeben. Es sei ihr grosser Wunsch, sich als erste Frau und Siegerin in die Geschichtsbücher eintragen zu lassen, liess sich die Norwegerin zitieren. Die 14-fache Weltmeisterin und vierfache Olympiasiegerin hat also auch noch nicht genug. 
Und der nächste Knaller dürfte nicht lange auf sich warten lassen. Es wird schon seit Längerem gemunkelt, dass Ski-Superstar Lindsey Vonn vor dem Sensations-Comeback steht. Auf dem Instagram-Profil des US-Skistars ist vom Füsse hochlegen einer Ski-Pensionärin keine Spur. Im Gegenteil: Fünf Jahre nach dem Rücktritt gibt die 82-fache Weltcup-Siegerin Einblicke in ihren knallharten Trainingsalltag. 
Dank Marcel Hirscher erregte der Saisonstart in Sölden so viel Aufmerksamkeit wie schon lange nicht mehr. Von zusätzlicher Medienpräsenz profitiert der Sport und die Beteiligten. Nun ja, fast alle Beteiligten. Nicht, wenn man etwas die Schweizer Fahrer bei der TV-Übertragung verpasst, nur weil die Regie lieber Hirscher bei seinem Einwärm-Programm einfängt. Bei den norwegischen Langlauf-Damen erhofft man sich dank Zugpferd Johaug wieder einen Schub. Trotz positiv sich auswirkender Rolle als Teamleaderin gefällt ihr Comeback nicht allen, denn der Doping-Skandal von 2016 hinterliess einen bitteren Nachgeschmack. 
Eine weitere Frage, die beschäftigt: Nimmt die alte Garde dem Nachwuchs mit seinen Comebacks etwa Ressourcen wie Startplätze weg oder kann die junge Generation gar davon profitieren?
Ob solche Comebacks nun sinnvoll sind oder nicht, da scheiden sich die Geister. Fakt ist, dass der Leistungssport aus physischen Gründen wohl mit einem Ablaufdatum versehen ist. Auch für die grössten Athletinnen und Athleten aller Zeiten ist der Leistungssport, aufs ganze Leben betrachtet, eben doch nur ein Teil. In diesem anderen Abschnitt etwas zu finden, was einem gleichermassen erfüllt und dieselbe Dopamin-Ausschüttung ermöglicht wie der Leistungssport, ist schwierig. Kehren die Sportlerinnen und Sportler deshalb wieder zurück? Das Comeback in den Leistungssport als Zuflucht ist kurzfristig möglich, stellt aber wohl nicht die langfristige Lösung dar. Und wie sieht dann eigentlich das Leben nach dem Rücktritt des Comebacks aus?

Fabiana Wieser

Fabiana Wieser ist 26 Jahre alt und gebürtige Unterengadinerin. Sport war schon immer ihre grosse Leidenschaft. Zu Beginn war sie oft auf den Skipisten unterwegs, bis sie schliesslich ihre Passion zum Ausdauersport, aber insbesondere zum Langlaufsport, entdeckte. Sie absolvierte das Gymnasium am Hochalpinen Institut in Ftan und hat in dieser Zeit unter anderem die Spitzensport RS in Magglingen absolviert.