Leise rieselt (endlich) der Schnee. Frau Holle und Herr Winter sind angekommen und haben unsere Landschaft in das weisse Gold eingetaucht. Ich habe mich dazu heute gefragt, wie wir die 6 Monate ohne unsere Lieblingsbeschäftigung ausgehalten haben! Wie haben wir fast ein halbes Jahr ohne Schaufel, Pickel, Fräse und anderen Gerätschaften durchgehalten!
Aber nun können wir uns alle wieder draussen zum besten Workout der Welt treffen. Nun geht das Gekratze, Gescharre, Gefege, Geheule und Geschufte wieder los. Ich sage: Was für manche wie eine lästige Pflicht erscheint, kann in Wirklichkeit viel mehr sein – eine Übung in Achtsamkeit, eine Fitnessroutine und ein Beitrag für die Gemeinschaft. Denn Schneeschaufeln bietet eine wunderbare Gelegenheit, innezuhalten und den Moment bewusst zu erleben. Es ist eine meditative Tätigkeit, bei der man Schritt für Schritt den Fortschritt sehen kann, den man mit jeder Schaufel hinterlässt. Statt sich von dem Gedanken „Ich muss“ leiten zu lassen, kann man sich fragen: „Was kann ich aus dieser Tätigkeit für mich mitnehmen?“. Das gleichmäßige Heben und Schaufeln, das Knirschen des Schnees unter den Füßen und die klare Winterluft schaffen eine Atmosphäre, die uns hilft, im Hier und Jetzt zu bleiben. Schneeschaufeln wird so zu einer achtsamen Praxis, bei der nicht das Ergebnis, sondern der Prozess im Vordergrund steht.
Nach all den Plätzchen und Festessen kann eine Runde Schneeschaufeln wahre Wunder für die Fitness wirken. Die Bewegung beansprucht die gesamte Muskulatur – von Armen und Schultern bis hin zu Beinen und Rumpf. Ein effektives Ganzkörpertraining, das man ohne teure Geräte einfach vor der Haustür absolvieren kann. Und wer noch mehr Herausforderung sucht, kann sich mit wechselnden Techniken versuchen: mal links-, mal rechtshändig schaufeln oder die Schneemassen gezielt auf einen kleinen Hügel stapeln – Fitnessspaß inklusive!
Für diejenigen, die nur kleine Flächen zu räumen haben, gibt es eine simple Lösung: Warum nicht die Nachbarn fragen, ob man auch bei ihnen helfen kann? Man tut nicht nur Gutes, sondern stärkt auch den Zusammenhalt im Quartier. Gemeinsames Schneeschaufeln schafft Gespräche und verbindet – und vielleicht gibt es als Dankeschön vom Nachbarn eine heiße Tasse Tee mit oder ohne Schuss.
Also raus mit der Schaufel – nicht, weil man muss, sondern weil man es will. Machen wir aus dem Winter ein achtsames Erlebnis, bei dem wir nicht nur die Schneemassen, sondern auch die eigene Perspektive auf die kleinen Dinge bewegen.
In diesem Sinne: Schaufel schnappen, durchatmen und den Winter genießen!
Anne-Marie Flammersfeld
Anne-Marie Flammersfeld ist Diplom-Sportwissenschaftlerin, Personal Trainerin und hat einen BSc. in Psychologie. Sie hält einige sportliche Rekorde. So konnte sie 2012 als erste Frau der Welt alle vier Rennen der «Racing the Planet 4 Deserts Serie» gewinnen und lief 1000 Kilometer durch die vier grössten Wüste der Welt. Sie ist in 8h32 auf den Kilimanjaro gelaufen und konnte den damaligen Weltrekord um gute drei Stunden verbessern. Am Nordpol war sie auch und ihr Streckenrekord steht immer noch bereit, um eingeholt zu werden. Die 1978 geborene deutsche Sportlerin arbeitet mit ihrem Unternehmen all mountain fitness in St. Moritz und dem Engadin. Als Personal Trainerin ist sie für alle da, die etwas Nachhilfe in Sachen Bewegung brauchen! Aber immer mit einem Augenzwinkern. Sie hält regelmässig Vorträge zu Themen aus den Bereichen Motivation, Begeisterung und Grenzen überwinden.
www.allmountainfitness.ch
annemarieflammersfeld.blogspot.com
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