26.01.2025 PS 2 min
Sogar faszinierende Bilder werden in Kommentaren negativ kommentiert. Foto: Fadrina Hofmann

Sogar faszinierende Bilder werden in Kommentaren negativ kommentiert. Foto: Fadrina Hofmann

Mitte Januar teilten wir von der EP/PL-Redaktion auf Instagram und Facebook spektakuläre Fotos von Lichtsäulen in Samedan. Dazu gab es eine kurze wissenschaftliche Erklärung, wie es zu diesem seltenen Phänomen kommen kann. Innert kurzer Zeit wurde der Post tausendfach gelikt und hundertfach geteilt. Allein auf Facebook gab es knapp 250 Kommentare. Die meisten Nutzerinnen und Nutzer zeigten sich fasziniert und begeistert. Doch bald tauchten auch abstruse Verschwörungstheorien und ausfällige Kommentare auf. Sätze wie: «Es muss weh tun, so dumm wie du zu sein», gehören noch zu den harmlosen Beschimpfungen von Nutzern an andere Nutzer.

An Fairness und Respekt zu appellieren, bringt in solchen Fällen wenig. Oft bleibt der Redaktion nichts anderes übrig, als den Kommentar zu löschen und den Hater zu sperren. Bei kontroversen Themen wie zu jenem vom Wolf stellen wir die Beiträge gar nicht mehr auf Social Media. Sobald die Meinungen stark auseinandergehen, wird es auf diesen «sozialen» Plattformen nämlich sofort persönlich und der Ton wird aggressiv. 

Bei mir lösen Hasskommentare jedes Mal ein beklemmendes Gefühl aus. Die Tatsache, dass es keine Diskussionskultur mehr zu geben scheint, dass kein Grundverständnis von Respekt und Höflichkeit mehr vorhanden ist, ist ein Zeichen der Verrohung unserer Gesellschaft. Ich bin kein Moralapostel, aber ich würde mir eine allgemein gültige Etikette im Netz wünschen, eine Netikette. Ein respektvoller Umgang mit sozialen Medien ist der Schlüssel zu einer kultivierten digitalen Welt. Jede Handlung, sei es ein Kommentar, ein geteilter Beitrag, ein hochgeladenes Bild, hinterlässt einen digitalen Fussabdruck. Dieser widerspiegelt unsere Persönlichkeit und trägt auch zur allgemeinen Kultur des Internets bei. Am Ende steht hinter jedem Bildschirm, jedem Profil und jedem Kommentar eine reale Person mit Gefühlen, Meinungen und Lebenserfahrungen. 

Autorin: Fadrina Hofmann

PS

PS werden von den Redaktorinnen und Redaktoren der Engadiner Post / Posta Ladina geschrieben und erscheinen wöchentlich in der Samstagsausgabe der EP/PL.