In der Regel findet die Medienorientierung zum Bündner Fahrplanwechsel in Chur statt. Um den bevorstehenden Fahrplanwechsel anzukündigen, lud das kantonale Amt für Energie und Verkehr dieses Mal aber nach St. Moritz ein. Der Fahrplanwechsel ab Mitte Dezember betrifft nämlich schwerpunktmässig das Engadin. Die Worte «Quantensprung» und «Meilenstein» fielen mehrmals während der knapp einstündigen Präsentation der Änderungen und Verbesserungen des Fahrplans.
Kürzere Wartezeiten
Im Oberengadin profitieren die Fahrgäste aller Buslinien neu von einem dichteren Fahrplan und zusätzlichen Verbindungen. Als «ein Highlight des neuen Angebots» wurde der 10-Minuten-Takt zwischen Celerina und St. Moritz präsentiert. Dieser sorgt für kürzere Wartezeiten und ermöglicht dadurch eine flexiblere Nutzung des öffentlichen Verkehrs.
Laut Ralf Kollegger, Unternehmensleiter Bus und Service AG, werden zahlreiche Buslinien neu in den ganzjährrigen Fahrplan aufgenommen. «Das neue Angebot erfordert doppelt so viele Fahrerinnen und Fahrer und mehr als ein Drittel mehr Fahrzeuge», informierte er. Neu werden die Liniennummern unbenannt und angepasst, dies, um eine einheitliche und übersichtliche Darstellung des Liniennetzes zu ermöglichen.
Bahnersatz in der oberen Plaiv
Ab dem 15. Dezember hält der Zug nicht mehr in Bever, La Punt und Madulain, dies zum grossen Bedauern von Selina Nicolay, Gemeindepräsidentin von Bever und Grossrätin. »Wir haben alles versucht, um dies zu vermeiden, aber es ging nicht anders», sagte sie auf Anfrage. Es gibt neu Bahnergänzungsbusse von Zuoz nach St. Moritz. «Diese erlauben es den Fahrgästen, im Halbstundentakt nach Landquart zu reisen, was eine bequeme Verbindung zum Fernverkehr sicherstellt», sagte Thierry Müller, Leiter Abteilung öffentlicher Verkehr. Er versprach «ideale Anschlüsse» in Zuoz und in Samedan.
Diese Entwicklung hängt mit der Kurzwende in St. Moritz zusammen, die eingeführt wird (siehe Kasten). Mit der Kurzwende wird die Fahrzeit von Zürich und Chur mit dem IR38 über die Albulalinie nach St. Moritz um sieben Minuten verkürzt. Die Fahrzeit von Zürich, Landquart über die Vereinalinie nach Samedan und St. Moritz wird um zwei oder vier Minuten verkürzt - je nach Richtung.
28 Minuten weniger Reisezeit
Tobias Arnold, Stellvertretender Leiter Produktion und Leiter Angebotsplanung bei der RhB, erklärte den anwesenden Medienschaffenden, mit welchen Massnahmen der Knoten St. Moritz, Samedan und Zuoz gestärkt werden soll. Er versprach «schlanke Anschlüsse in St. Moritz in Richtung Sils, Maloja und Bergell». In den Spitzenzeiten werde ein Bus-Viertelstundentakt in Richtung Sils angeboten. «Die Reisezeit von Chur nach Maloja verkürzt sich bis zu 26 Minuten, nach Chiavenna um 28 Minuten», sagte er.
Ein neues Angebot gibt es zwischen Scuol und Zernez. Alternierend zum Regionalzug Landquart-Scuol-Tarasp ermöglicht ein neuer Expressbus von Scuol nach Zernez den Halbstundentakt ab Scuol nach Zernez und damit auch nach Landquart und ins Oberengadin. «Das Angebot bedeutet eine signifikante Verdichtung des Taktes von Scuol auf den wichtigsten Verbindungen nach Zernez, Landquart und Oberengadin», konstatierte Tobias Arnold. Bereits seit dem 25. Mai läuft der Vorlaufbetrieb auf dieser Strecke.
Auch PostAuto zieht mit
Wie wichtig eine kombinierte Angebotsentwicklung der ÖV-Anbieter ist, zeigte auch die Anwesenheit von Christian Kindschi, Key Account Manager von PostAuto. So hat PostAuto das neue Fahrplankonzept im Oberengadin auf den Halbstundentakt der RhB abgestimmt.
Neu fährt das Postauto stündlich von 8.00 bis 20.00 Uhr umsteigefrei zwischen Pontresina und Chiavenna. Es gibt zudem ganzjährige Expressbusse zwischen St. Moritz und Chiavenna. In Soglio wird ein Angebotsausbau bei reservationspflichtigen Bedarfskursen am Morgen und Abend umgesetzt. Und neu verkehrt der Palm Express St. Moritz-Lugano täglich. Zwischen Zernez und Mals gibt es ganzjährig einen Stundentakt. Die Abfahrtszeiten werden angepasst: um xx:33 ab Zernez und um xx:47 ab Mals.
Laut Thierry Müller sind all diese Änderungen und Optimierungen als Reaktion auf die steigende Nachfrage der vergangenen Jahre zu verstehen. «Öffentlicher Verkehr wird immer wichtiger, auch als sehr wichtiger Faktor für die Standortattraktivität», sagte er. Die Kunden seien nicht mehr auf einen Verkehrsträger fokussiert, sondern die Bedürfnisse der Bevölkerung gehen in Richtung kombinierte Mobilität. Mit dem Fahrplan 2025 wolle man darauf eine Antwort geben.
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