Geboren 1942 in Kloten, begann seine Laufbahn auf ungewöhnliche Weise: Zusammen mit seinem Zwillingsbruder besuchte er zunächst die Landwirtschaftsschule. Ein Berufsschullehrer erkannte ihr Potenzial und ermutigte ihn und seinen Bruder, zu studieren. Nachdem er die Ausbildung zum Landwirt abgeschlossen hatte, arbeitete er ein Jahr als Gemüsebauer. Schliesslich holte er die Matura nach und finanzierte sein Medizinstudium durch landwirtschaftliche Arbeit in den studienfreien Zeiten. 1970 schloss er das Staatsexamen ab und erlangte – für die damalige Zeit bemerkenswert – auch das amerikanische Staatsexamen.

Seine Facharztausbildung absolvierte er in verschiedenen Disziplinen: ein Jahr in der Pathologie am Kantonsspital Aarau, gefolgt von Rotationen in Chirurgie und Rheumatologie im Stadtspital Triemli und darauf arbeitete er im Spital Samedan zwei Jahre auf der Inneren Medizin und ein Jahr auf der gynäkologischen Abteilung. 

Das Schicksal wollte es, dass er beim Spaziergang mit seinen Kindern oberhalb des Spitals in Samedan seinen früheren Chef vom Stadtspital Trimli Zürich traf, Prof. Dr. med Gross. Dieser meinte begeistert: «Sie kommen mir wie gerufen, wir suchen einen leitenden Arzt für das neu Heilbad in St. Moritz, und Sie wären dafür bestens geeignet.» Er vertiefte parallel zu seiner Arbeit sein Wissen in der Bäderkultur durch Studienaufenthalte in Heilbädern in Deutschland, Frankreich, Österreich und der Schweiz. Zudem erwarb er das Fähigkeitszeugnis für manuelle Medizin (SAMM).

Noch während seiner Facharztausbildung wurde Robert Eberhard am 22. August 1975 von der medizinischen Fachkommission zum Bäderarzt des neu eröffneten Heilbadzentrums in St. Moritz berufen, als Nachfolger von Dr. med. Peter Robert Berry. Dort wirkte er während 48 Jahren ununterbrochen, bis er nun im Dezember seinen Ruhestand antrat.

Mit der Privatisierung des Heilbads St. Moritz durch die Gemeinde gründete er am 2. Juni 2002 gemeinsam mit der leitenden Chefphysiotherapeutin Britta Ahlden das Medizinische Therapiezentrum (MTZ) Heilbad St. Moritz. Damit sicherten sie nicht nur den Fortbestand des Therapiezentrums, sondern bewahrten zugleich die jahrtausendealte Tradition der Trink- und Badekultur von St. Moritz – ein Kulturerbe, das Einheimischen ebenso wie Kur- und Feriengästen zugute kommt. 

Als Präsident des Verwaltungsrats leitete Eberhard die MTZ Heilbad St. Moritz AG mit grossem Einsatz und widmete sich mit unermüdlichem Engagement dem Erhalt dieser wertvollen Tradition. Um die Zukunft dieser einzigartigen Kultur langfristig zu sichern, initiierte er die Gründung der Stiftung der Paracelsus-Quellen. Von 1976 bis 2014 amtierte er zudem als Präsident der Dr.-Bernhard-Stiftung, die sich der Erforschung des Höhenklimas widmet, und engagierte sich 18 Jahre lang als Aktuar im Vorstand der Schweizerischen Gesellschaft für Balneologie und Bioklimatologie (SGBB), die ihn 1999 in Anerkennung seiner Verdienste zum Ehrenmitglied ernannte.

Trotz seines aussergewöhnlichen beruflichen Engagements fand Robert Eberhard stets Zeit für seine Familie. Selbst nach langen und anstrengenden Arbeitstagen blieb er ein einfühlsamer Vater, der auch zu später Stunde immer ein offenes Ohr hatte und Raum für Gespräche bot. 

Robert Eberhard war ein unermüd­licher Arzt, der sich mit grossem Engagement und selbstlosem Einsatz sowohl für seine Patienten als auch für das Heilbadzentrum einsetzte. Seine umfassende Ausbildung, kombiniert mit einem unstillbaren Wissensdurst, machte ihn zu einem medizinischen Allrounder, wie man ihn heute nur noch selten findet. Seine Bodenständigkeit, geprägt durch seine Anfänge als Landwirt, schuf eine besondere Nähe zu den Menschen. Eberhard behandelte nicht nur Symptome, sondern immer den ganzen Menschen. Dabei war er ein Vorreiter im Einsatz bioidentischer Hormone und der Good- Aging-Medizin, ungeachtet anfänglicher Kritik aus medizinischen Fachkreisen. Es liegt nahe, eine Parallele zum berühmten Engadiner Arzt Dr. Oscar Bernhard (1861 – 1939) zu ziehen. Bernhard wurde bekannt für seine ganzheitliche Herangehensweise und die Einführung der Heliotherapie, mit der er eine ergänzende Methode zur Behandlung von Tuberkulose etablierte – ebenso ungeachtet der damaligen Dogmen, welche dominiert waren von chirurgischen Ansätzen.

Ähnlich wie Oscar Bernhard erschloss auch Robert Eberhard der Medizin neue Perspektiven, indem er Erfahrung und präzise Beobachtung mit Menschlichkeit und visionärem Weitblick vereinte und so die Grenzen des rein Fachlichen überwand.

Mit der Pensionierung von Robert Eberhard geht weit über St. Moritz hinaus eine Ära zu Ende. Es bleibt nur zu wünschen, dass der wohlverdiente Ruhestand dem angehenden Pensionär ebenso viel Erfüllung bringt wie seine erfolgreichen Berufsjahre. 

Autor: MTZ Heilbad St. Moritz