Bereits in den Anfängen des Films griffen Produzenten gerne auf Buchbestseller zurück, um erfolgversprechende Geschichten fürs Kino aufzubereiten. So auch im Fall von «Die Sonne von St. Moritz». Das Drama des deutschen Schriftstellers Paul Oskar Höcker um Liebe, Leidenschaft, Verrat und Eifersucht erschien 1910 im Ullstein Verlag. Ein gutes Jahrzehnt später nahm sich der deutsche Filmproduzent und Regisseur Hubert Moest dem Stoff an. Eine der weiblichen Hauptrollen spielte Hedda Vernon, eine der ersten Stars des frühen deutschen Kinos. Mit ihr war Moest von 1908 bis 1919 verheiratet. 

 Die zahlreichen Aussenaufnahmen von «Die Sonne von St. Moritz» drehte der Regisseur im weltbekannten Kurort und an weiteren Schauplätzen im Engadin. Als spannungsgeladener Höhepunkt der Geschichte dient ein Bobrennen auf dem Cresta Run. Diese Action-Szenen bezeichnet der Westschweizer Stummfilmexperte Roland Cosandey als aussergewöhnlich für jene Zeit.

Das Projekt «Live»
Im Zusammenhang mit den Recherchen zum RTR-Dokumentarfilm «Glisch, Camera ed acziun» (Als die Kamera nach St. Moritz kam) mit ersten Filmaufnahmen aus Graubünden stiess der Urner Regisseur Felice Zenoni im Archiv der Cinémathèque suisse auf diese Stummfilmperle. «Schon damals dachte ich, das Liebesdrama hat in Kombination mit Musik das Potenzial für ein ganz besonderes Kinoerlebnis.» 

Produzentin Iris Kappeler von der Filmproduktionsfirma Mesch & Ugge AG entwickelte die Idee gemeinsam mit der Bündner Musikerin Cinzia Regensburger weiter und suchte im ganzen Kanton Graubünden Mitstreiter. So entstand das Projekt «Die Sonne von St. Moritz live». 

Filmmusik à la Grischa
Für die Scuoler Komponistin Cinzia Regensburger ist das Kinoprojekt mit live gespielter Musik eine dreifache Herausforderung. Zum einen muss sie historisch nah bei der in den 1920er Jahren gängigen Stummfilmbegleitung im Kino bleiben, zum andern mit der durchgehend neu komponierten Filmmusik auch den Erwartungen des heutigen Kino-Publikums gerecht werden. Und zu guter Letzt wird die 25-jährige Künstlerin ihre Darbietung bei allen Vorstellungen live am Piano zum Besten geben. «Ich habe zum ersten Mal Musik für einen Film geschrieben. Besonders ist: Die Bilder und das Schnitttempo diktieren dir die Musik. Bei Konzerten gibt es Raum für Improvisation. Hier muss ich mich rigoros dem Film anpassen und unterordnen,» bilanziert die Scuolerin ihre Erfahrung. Ein kurzer Einführungsfilm macht das Publikum mit der Entstehung und den Besonderheiten dieses Stummfilms aus dem Jahr 1923 vertraut. (pd)

Der Startschuss von «Die Sonne von St. Moritz live» fällt am Sonntag, 5. Januar 2025 im Kino Raetia in Thusis. Weitere Aufführungen: Zuoz, Studiokino im Castell , Sa, 11. Januar ; Pontresina, Cinema Rex , Fr, 17. Januar; Chur, Movie Chur , So, 26. Januar; St. Moritz, Kino Scala , Fr, 31. Januar ; Davos, Kulturplatz, Fr, 21. Februar ; Nairs/Fundaziun Nairs , Sa, 22. Februar; Flims, The Hideaway Cinema , Sa, 8. März