St. Moritz und das Engadin können vieles: Ski-Weltmeisterschaften, Pferderennen auf dem gefrorenen See, Bob, Cresta und Skeleton im Eiskanal oder Langlauf-Weltcups. Können sie auch Freestyle? Das wird sich in den kommenden zwei Wochen zeigen, wenn die weltbesten Athletinnen und Athleten in ihren Disziplinen um Edelmetall kämpfen.
An der Eventkompetenz der Region gibt es keine Zweifel: Zwei Mal Austragungsort Olympischer Winterspiele, fünf Ski-Weltmeisterschaften und zahlreiche Weltcup-Events beweisen eindrücklich, dass Grossanlässe zur DNA dieser Region gehören. Doch wird es gelingen, die Begeisterung für Sportarten zu wecken, die vielen unbekannt sein dürften?
Die meisten fahren Ski und Snowboard oder sind auf den Loipen unterwegs. Wenige aber können über Rails sliden, eine 30 Grad steile Buckelpiste runterschwingen, einen Frontside Double Cork in die Halfpipe zaubern oder eine dreifache Rotation über einen Kicker stehen.
Ja, es wird gelingen, wenn wir offen sind, uns auf Neues einzulassen. Auf Athletinnen und Athleten, die alles investiert haben, um am Tag X zu performen. Auf eine junge, verschworene Sportler-Community, die einen coolen, trendigen Lifestyle verkörpert.
Ist es nicht ein Privileg, in einer Region zu leben, die solche Events möglich macht? Ein Privileg, Wettkämpfe auf höchstem Niveau direkt vor der Haustüre zu erleben? Ein Privileg, mit den Sportlerinnen und Sportlern ihre Erfolge bei den zahlreichen Side Events zu feiern?
Dass die Freestyle-WM im Engadin stattfindet, ist kein Zufall. Sie ist das Ergebnis vorausschauender Planung. Alpine Ski-Weltmeisterschaften sind für längere Zeit kein Thema, Nordische Weltmeisterschaften stehen (noch) nicht zur Diskussion, und Olympische Winterspiele werden frühestens 2038 in der Schweiz ausgetragen – falls überhaupt.
Der vor sieben Jahren getroffene Entscheid der Oberengadiner Gemeinden, verstärkt auf Freestyle zu setzen, war deshalb richtig. Freestyle spricht ein neues, junges Publikum an – die Gäste von morgen. Die Gäste, die für eine Region, die in sehr hohem Masse vom Tourismus abhängt, in Zukunft entscheidend sein werden. Die Investitionen in die Freestyle-Infrastruktur werden sich auszahlen. Trotz aller Chancen dürfen die Risiken nicht unterschätzt werden. Was, wenn das Wetter nicht mitspielt, die Zuschauer ausbleiben oder am Ende ein Loch in der Kasse klafft? Jede Veranstaltung birgt Risiken. Doch wer solche komplett ausschliessen will, hätte sich nie bewerben dürfen.
Das wäre eine verpasste Gelegenheit gewesen – eine Gelegenheit, zu zeigen, dass St. Moritz und das Engadin für Wintersport auf höchstem Niveau stehen, eine top Veranstaltungsqualität bieten und eine Willkommenskultur pflegen, die auch diese WM unvergesslich macht.
Geniessen wir dieses Sportfest und beweisen wir es der ganzen Welt: Ja, das Engadin kann auch Freestyle!
Autor: Reto Stifel
Foto: Freestyle-WM 2025
Autor: Reto Stifel
Foto: Freestyle-WM 2025
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