Ein weisser Container am Rande des Zielgeländes ist für die nächsten Tage der Arbeitsplatz von Nicole Gafner. Mit einem Fernglas vor den Augen sitzt sie an einem Tisch und blickt hinauf zum Start der Mogul-Piste. Neben ihr ein Kollege aus Frankreich. Auch er hat das Fernglas im Anschlag. Auf dem Tisch liegen einsam verschiedene einzelne Blätter, auf denen allerlei Informationen zu finden sind. «Die Computer sind leider noch nicht da», sagt Nicole Gafner, schaut sich kurz im Raum um, zuckt mit den Schultern und sagt: «Einen Stuhl kann ich auch nicht anbieten. Wir haben nur zwei.» Schnell wird klar: Diese Frau sprüht vor Energie und einer gehörigen Portion Humor.
Familienfrau und Judge
«Ich habe mit Ski Alpin angefangen und habe leider zu spät zum Freestyle gewechselt», erzählt die dreifache Mutter, während sie sich mit ihrem Kollegen auf Englisch unterhält und etwas auf eines der Blätter vor sich schreibt. «Multitasking», sagt sie und lacht, das Fernglas legt sie beiseite. Von Moguls über die Halfpipe bis Slopestyle ist sie alles gefahren, bis ihr Körper nicht mehr konnte: «Nach einigen Verletzungen habe ich 2010 aufgehört», sagt sie wehmütig. Es sei eine schöne Zeit mit vielen bleibenden Erinnerungen gewesen. Für Nicole Gafner war auch nach dem Karriereende klar, dass sie dem Sport in irgendeiner Form verbunden bleiben wollte. Da kam ihr das Angebot als Kampfrichterin gerade recht.
Klar zugewiesene Aufgaben
Während eine Athletin nach der anderen die Piste hinunterfährt, beobachten die beiden nur die Sprünge. «Für diesen Wettkampf haben wir die Sprünge zugeteilt bekommen», sagt Nicole. Alles andere bewerten die anderen Kolleginnen und Kollegen. «Die Note, die ich dann vergebe, tippe ich in den Computer ein und schicke sie sofort ins Hauptbüro zum Chefkampfrichter. So einfach ist das», lacht Nicole und greift nach ihrem Handy, das schon zum zweiten Mal klingelt. «Mein Mann, ich muss schnell rangehen, wir sind gerade dabei, unseren Parkettboden neu zu verlegen.» Multitasking zum Zweiten.
Vor Ort gefällt es ihr besser
«Während Corona hat sich das Homeoffice sogar bei unserer Arbeit durchgesetzt», erzählt Nicole. Und das blieb auch danach so. «Plötzlich sitzt Du nach dem Windeln wechseln und der Zubereitung des Abendessens vor dem Computer und schaust den Athletinnen und Athleten bei einem Wettkampf in Amerika zu. Das ist schon eine komische Situation», gibt sie zu. Umso mehr geniesst sie ihren Einsatz bei der Freestyle-Weltmeisterschaft vor Ort. In einem weissen Container mit zwei Stühlen vor einem Laptop, der inzwischen installiert worden ist. «Ich war schon am Morgen auf der Piste und habe mir den Kurs angeschaut. Es ist schon etwas ganz anderes, wenn man den Schnee spürt, die Kälte im Gesicht hat und der aufgehenden Sonne zusehen kann», schwärmt Nicole und meint weiter: «Life is life. Und die kurze Auszeit vom Alltag tut uns allen gut», sagt sie während sie ihr Handy aus der Skijacke zückt und eine Nachricht nach Hause schreibt.
Blick in die Zukunft
Ein paar Jahre möchte sie diesen Nebenjob noch machen. Ihre Familie unterstützt sie dabei. «Mein Mann ist früher auch alpine Skirennen gefahren und er kennt dieses Leben. Das hilft natürlich», sagt sie und schaut den letzten Athletinnen zu, bevor es eine Pause gibt und die Strecke für das Training der Männer freigegeben wird.
Auf die Frage, ob sie sich freuen würde, wenn eines ihrer Kinder in den Freestyle-Sport einsteigt, hat sie nicht sofort eine Antwort parat. Gedankenverloren schaut sie auf die Mogul-Piste, wo gerade eine Athletin einen Sprung verpasst hat und unsanft im Schnee landet. «Mein Mann und ich forcieren es nicht, aber wenn es so weit ist und eines unserer Kinder diesen Sport ausüben möchte, werden wir ihm nicht im Weg stehen», sagt Nicole, während sie sich vom Stuhl erhebt und den weissen Container für einen kurzen Moment verlässt. Draussen stellt sie sich zu den anderen Kampfrichtern, die bereits die wärmende Sonne geniessen. In den nächsten Tagen stehen die Weltmeisterschaften und die Bewertungen der einzelnen Athletinnen und Athleten bei ihr im Mittelpunkt.
Auf die Frage, ob sie sich freuen würde, wenn eines ihrer Kinder in den Freestyle-Sport einsteigt, hat sie nicht sofort eine Antwort parat. Gedankenverloren schaut sie auf die Mogul-Piste, wo gerade eine Athletin einen Sprung verpasst hat und unsanft im Schnee landet. «Mein Mann und ich forcieren es nicht, aber wenn es so weit ist und eines unserer Kinder diesen Sport ausüben möchte, werden wir ihm nicht im Weg stehen», sagt Nicole, während sie sich vom Stuhl erhebt und den weissen Container für einen kurzen Moment verlässt. Draussen stellt sie sich zu den anderen Kampfrichtern, die bereits die wärmende Sonne geniessen. In den nächsten Tagen stehen die Weltmeisterschaften und die Bewertungen der einzelnen Athletinnen und Athleten bei ihr im Mittelpunkt.
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