Geburtenhäufigkeit, Sterblichkeit und Migration sind die Hauptfaktoren, welche den künftigen Bevölkerungswachstum beeinflussen. Für Graubünden sehen die Prognosen diesbezüglich eher düster aus. «Das Referenzszenario für Graubünden errechnet ein in der Tendenz abnehmendes Bevölkerungswachstum», heisst in der kürzlich publizierten Prognose mit dem Titel «Graubünden wächst weiter, aber wie lange noch?» Das Referenzszenario richtet sich nach den bisherigen Entwicklungen der ständigen Wohnbevölkerung. Alle fünf Jahre publiziert das Bundesamt für Statistik unter Einbezug der Kantone und verschiedener Bundesämter drei Szenarien für Bevölkerungsentwicklung.
Die Tendenz spitzt sich zu
Der Prognosezeitraum dauert von 2025 bis 2055. Heute leben 206 111 Personen in Graubünden. Bis 2043 wird die Bevölkerung auf über 215 000 Personen anwachsen und dann bis 2055 wieder auf 213 000 schrumpfen. «In Graubünden haben wir bereits heute eine Situation mit negativer natürlicher Bevölkerungsbewegung, also mehr mit mehr Todesfällen als Geburten», sagt Luzius Stricker, Leiter Daten und Statistik beim Amt für Wirtschaft und Tourismus. Diese Tendenz spitze sich in Zukunft nochmals zu. Auch erwartet er Veränderungen in den internationalen und interkantonalen Migrationsbewegungen.
Die Berechnung der Bevölkerungsszenarien beruht auf verschiedenen Hypothesen und unterschiedlichen Trends. Gerade die Migration bildet den am schwierigsten zu prognostizierenden Teil der Szenarien. Beeinflusst werden Migrationsbewegungen von vielen externen Faktoren und Entwicklungen im In- und Ausland - von Kriegen oder Konflikten bis zu Naturkatastrophen.
Drei mögliche Entwicklungen
Drei Szenarien zur Bevölkerungsentwicklung in Graubünden wurden erstellt. Das Referenzszenario geht davon aus, dass es einen Rückgang bei den Geburten geben wird, dem gegenüber steht eine höhere Sterberate. Die Alterung der Bevölkerung wird weiter zunehmen. Bis 2055 dürfte die Zahl der über 65-Jährigen um etwa 50 Prozent zunehmen.
Das «hohe» Szenario geht von einer höheren Migration, einer leicht zunehmenden Geburtenhäufigkeit und einer schneller steigenden Lebenserwartung aus. Das «tiefe» Szenario hingegen rechnet mit einer geringeren Migration, einer leicht sinkenden Geburtenhäufigkeit und einer kaum noch steigenden Lebenserwartung.
Weniger Arbeitskräfte aus Italien
Die höchste Zuwanderung in Graubünden findet heute aus dem Ausland statt. Dabei handelt es sich vorwiegend um Personen im Erwerbsalter. Dieser internationale Zufluss trägt entscheidend zur Verjüngung der Bündner Bevölkerung bei. «Für die Zukunft geht man davon aus, dass die Migration aus dem Ausland nach Graubünden sich stabilisieren wird, respektive leicht rückläufig sein wird», sagt Luzius Stricker. Die Hauptzuwanderungsländer wie beispielsweise Italien weisen bereits heute eine weitaus ältere Bevölkerungsstruktur als die Schweiz auf. Dadurch wird es in Zukunft auch weniger Arbeitskräfte aus diesen Ländern geben. Die Bevölkerungsperspektiven gehen zudem von einer Abnahme der interkantonalen Migration aus, also jener Menschen, die aus anderen Kantonen zuziehen oder umgekehrt. Verantwortlich dafür ist der Rückgang der jungen Bevölkerung, und somit jener Bevölkerungsgruppe, welche gegenwärtig zu Berufs- und Ausbildungszwecken am meisten aus Graubünden abwandert.
Wichtig für die Zukunftsplanung
Regionale Tendenzen ermittelt das Bundesamt für Statistik nicht. Das kantonale Szenario mit Regionen und Gemeinden erstellt das Amt für Raumentwicklung gemeinsam mit Wüest & Partner. Diese Daten werden vor allem für die Bemessung der Bauzonen verwendet.
Die Daten zur Bevölkerungsentwicklung in der Schweiz und im Kanton werden für Infrastrukturplanungen, für Berechnungen zur AHV, für Fragen zu Drittstaaten-Migration oder für politische Entscheide relevant. So muss sich Graubünden bei der Infrastruktur auf eine alternde Gesellschaft einstellen. Wenn der Jugendquotient abnimmt, stellt sich wiederum die Frage, wie viele Schulen es überhaupt noch braucht. Regionen wie das Oberengadin werden sich in den nächsten Jahren damit auseinandersetzen müssen, wie die voraussichtlich fehlenden italienischen oder portugiesischen Fachkräfte in Zukunft ersetzt werden sollen.
Die Daten zur Bevölkerungsentwicklung in der Schweiz und im Kanton werden für Infrastrukturplanungen, für Berechnungen zur AHV, für Fragen zu Drittstaaten-Migration oder für politische Entscheide relevant. So muss sich Graubünden bei der Infrastruktur auf eine alternde Gesellschaft einstellen. Wenn der Jugendquotient abnimmt, stellt sich wiederum die Frage, wie viele Schulen es überhaupt noch braucht. Regionen wie das Oberengadin werden sich in den nächsten Jahren damit auseinandersetzen müssen, wie die voraussichtlich fehlenden italienischen oder portugiesischen Fachkräfte in Zukunft ersetzt werden sollen.
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