Sie kennen den Kultdetektiv Philip Maloney nicht? Dann sparen Sie sich die Zeit, diesen Artikel zu lesen, und widmen Sie sich lieber dem Haushalt, der Ehefrau oder dem Büsi – egal, in welcher Reihenfolge.
Sie lesen noch? Dann gehören Sie wie ich zu den Maloney-Fans. Sonntag für Sonntag sitzen wir vor dem Radiogerät und ziehen uns eine Hörspielfolge der haarsträubenden Fälle in die Gehörgänge. Oder konsumieren sie ab der Playlist auf unserem Handy.
Auch wenn Michael Schacht, die Stimme von Maloney, 2022 gestorben ist und seitdem keine neuen Folgen mehr produziert werden – macht nichts. Zum Nachhören gibt es über 400 Episoden mit dem raubeinigen, whiskytrinkenden und kettenrauchenden Privatdetektiv, der sich Woche für Woche mit durchgeknallten Klienten und seinem Lieblingspolizisten herumschlagen muss.
Seit Kurzem gibt es das Kulthörspiel auch im Schweizer Farbfernsehen und auf der Kinoleinwand zu sehen. Kann das funktionieren, wenn die Stimmen, die über 30 Jahre nur zu hören waren, plötzlich ein Gesicht bekommen? Leider nein. Optisch mag die Wahl des Schauspielers Marcus Signer, der im Film Maloney verkörpert, keine bessere sein. Die Rolle ist ihm auf den Leib geschneidert. Maloney, der Einzelgänger – sarkastisch, verletzend, ätzend und doch irgendwie «ä liebä Cheib».
Nein, es sind die Stimmen und die Dialoge, die dem Hörspiel bei weitem nicht das Wasser reichen können. Wenn Maloney im Hörspiel spricht, qualmt der Zigarettenrauch förmlich durch die Lautsprecher. Man kann den Whisky, den Maloney selbst zum Zähneputzen verwendet, riechen, und sieht das vom ungesunden Lebenswandel gezeichnete Gesicht vor sich. Das Kopfkino wird bei mir durch die Verfilmung ausgeschaltet. Maloney ist jetzt auf dem Bildschirm. Sein Büro, sein Schlafplatz unter dem Pult, sein Trenchcoat, die Whiskyflasche – alles wird mir visuell vorgesetzt, meine Fantasie ist nicht mehr gefragt.
Üble Sache. Darum erspare ich mir die weiteren Folgen im Fernsehen und bleibe beim Hörspiel. Maloney ist fürs Ohr und nicht fürs Auge. So geht das!
Autor: Reto Stifel
Autor: Reto Stifel
r.stifel@engadinerpost.ch
Foto: SRF/Pascal Mora
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