Die Silvretta Arena hat sich in den letzten Jahrzehnten mit Konzerten, Ski-Tests, diversen Meisterschaften und mit den meist auch im Frühjahr noch guten Pistenverhältnissen international einen Namen als Frühjahrs-Skidestination gemacht. Die Situation dieses Jahr ist aber auch für die Bergbahnen Samnaun aussergewöhnlich, wie Direktor Viktor Prinz sagt: «Es ist so, dass bei einem späten Ostertermin wie heuer in den drei Wochen vor Ostern nicht mehr ganz so viele Wintersportbegeisterte anzutreffen sind, wie dies in der Hauptsaison üblicherweise der Fall ist.»
Im Jahr 2019, als Ostern ebenfalls erst am 21. April gefeiert wurde, konnten in den 21 Tagen vor Ostern bei verhältnismässig schlechten Witterungsbedingungen immerhin noch durchschnittlich über 10 500 Ersteintritte gezählt werden. «Diese Zeit ist für die Beherbergungs- und auch für die übrigen Wirtschaftsbetriebe im Tal nicht unbedeutend», erklärt Viktor Prinz. Die aktuell noch hervorragenden Pistenverhältnisse und die bevorstehenden Konzerte lassen den Direktor der Bergbahnen Samnaun «sehr zuversichtlich» Richtung Saisonende auf den 4. Mai blicken.
Gastbetriebe müssen mitziehen
Bernhard Aeschbacher, Direktor Tourismus Engadin Scuol Samnaun Val Müstair AG (TESSVM), weist auf die Strategieziele der Region und der TESSVM hin, welche unter anderem die Saisonverlängerung anstrebt. «Nur als Region und gemeinsam mit den Leistungspartnern können wir eine längere Saison und mehr Übernachtungen erreichen», sagt er. Die Bergbahnen in Scuol und Samnaun unterstützen mit den langen Saisonzeiten dieses Ziel.
Auch das Bogn Engiadina hat in der Zwischensaison durchgehend offen. Das Familienbad in Zernez ist bis Ostermontag offen, das Alpenquell-Bad in Samnaun bis 4. Mai. «Damit das Angebot für den Gast stimmig ist, müssen die Hotel- und Gastronomiebetriebe mitziehen», meint Bernhard Aeschbacher.
Während der Woche spürbar ruhiger
Laut dem Tourismusdirektor erreicht die Ferienregion im April vor allem an Wochenenden mit guten Wetterprognosen sehr gute Frequenzen, unter der Woche sei es schon spürbar ruhiger. «Dank der Höhenlage mit den sehr guten Schneebedingungen in Scuol und in Samnaun und dem Fakt, dass viele tiefer gelegene Skigebiete bereits früher schliessen, erreichen wir im April diejenigen Schneesport-Enthusiasten, welche das Frühlings-Skifahren geniessen«, erklärt Bernhard Aeschbacher.
Die späten Ostertage bieten für Betriebe eine Möglichkeit um den Feiertagszeitraum der Gäste zu nutzen, welche diese Destination den üblichen Osterdestinationen und den Staus bevorzugen. Zudem ist die Preisgestaltung in der Zwischensaison oftmals attraktiver. «Nicht jeder Betrieb bleibt aber in dieser Zeit offen, und das ist auch gut so«, sagt Bernhard Aeschbacher.
Eine strategische Frage
Ähnlich tönt es bei Jan Steiner, CEO Engadin Tourismus AG. «Das Ostergeschäft ist eine strategische Frage, die sich jeder Betrieb selber stellen muss», sagt er. Die Ostertage seien in einem Jahr früher, im anderen später. Einmal rentieren sie mehr, einmal weniger. Als positive Beispiele für Hotels, welche auch während der Ostertage erfolgreich sind, nennt Jan Steiner das Hotel Waldhaus in Sils und das Hotel Walther in Pontresina. «Wir als Destination sind dankbar für Betriebe, die an Ostern immer offen haben», sagt er.
Solche Hotels hätten sich die Frühlingsklientel über die Jahre aufgebaut. Der grosse Teil der Gäste seien Stammgäste. Laut Jan Steiner sind die meisten Oster-Gäste Skifanatiker oder Geniesserinnen.
Schneesicherheit ist ein Vorteil
Das Oberengadin ist aufgrund der Lage und der Höhe sehr gut aufgestellt, was die Schneesicherheit betrifft. Noch in den späten Winterwochen sind die Skigebiete gut präpariert und bieten auch dieses Jahr ideale Bedingungen. «Das verschafft uns einen Vorteil gegenüber anderen Destinationen, die in dieser Zeit möglicherweise schon früher mit weniger Schnee zu kämpfen haben», sagt Marijana Jakic, CEO St. Moritz Tourismus. Mit den noch offenen Bergbahnen Corvatsch und Diavolezza können die Gäste auch über die spät fallenden Ostertage Ski fahren, Schneewandern oder Sonne tanken. Diese Jahreszeit spreche den Gast an, der Ruhe, Natur, Sport und Erholung sucht.
«Viele Hotels in St. Moritz sind Ganzjahresbetriebe und bleiben auch während der Zwischensaison geöffnet, aber auch sehr viele Hotels sind geschlossen und nutzen diese Zeit, um ihre Betriebe zu renovieren», informiert die CEO. Für die Unternehmen im Tal stelle Ostern den Abschluss eines erfolgreichen Winters dar, was nicht nur ökonomisch wichtig sei, sondern auch für die Markenbindung und den guten Ruf als ganzjährig attraktive Destination.
Hahnensee-Abfahrt bis Ostern?
In jenen Bergsportgebieten, welche bis Ostern oder darüber hinaus geöffnet haben, besteht die Schneesicherheit durch die technische Beschneiung. «Mit der technischen Beschneiung wird von November bis ca. Mitte Januar die Grundlage geschaffen, damit die Saison garantiert werden kann», erklärt Markus Moser, Präsident Bergbahnen Graubünden und Vorsitzender der Geschäftsleitung der Corvatsch AG. Der Schneesport sei für die Bergbahnen und die Destination wirtschaftlich zu bedeutend, als dass das Risiko eingegangen werde, sich auf den natürlichen Schnee zu verlassen.
In Graubünden werden 92 Prozent des Transportertrags der Bergbahnen im Winter generiert. «Dies wird sich so schnell auch nicht ändern», meint Markus Moser. Es fehle ein entsprechendes Businessmodell für den Sommer, welches nur eine annähernde Wertschöpfung erziele. «Für die Übernachtung geben die Gäste im Winter oftmals das Doppelte bis Dreifache im Vergleich zum Sommer aus», erklärt er. Die Zahlungsbereitschaft für Winterangebote ist einfach höher.
Laut dem Bergbahndirektor ist für die Destination enorm wichtig, dass die Talabfahrt «Hahnensee» nach St. Moritz inskünftig immer bis Ostern geöffnet bleiben kann. Die laufende Bewilligung für die Beschneiungsanlage sei daher von zentraler Bedeutung in der Zukunftsplanung einer «Saisonverlängerung». «Auch wenn mit der Talabfahrt nur eine einseitige Verbindung besteht.»
Diskutieren Sie mit
Login, um Kommentar zu schreiben