Selfies gehören nicht zu meiner Kernkompetenz. Wenn ich ausnahmsweise eines mit der Familie mache, gilt die Sorge weniger der Qualität des Bildes als vielmehr dem Umstand, dass sich das Handy aus meiner ungelenken Fingerumklammerung verabschiedet und in die Tiefe stürzt. Apropos in die Tiefe stürzen: Eine Studie zeigt, dass innerhalb von sechs Jahren weltweit 259 Menschen umgekommen sind beim Versuch, möglichst spektakuläre Selfies zu schiessen. Studien zu Selfies gibt es – wenn wundert's – zuhauf. Die Universität Parma beispielsweise fand heraus, dass bei Selfies mehrheitlich die linke Gesichtshälfte zur Kamera gewendet wird. Eine Folge neuropsychologischer Unterschiede im Emotionsausdruck für beide Gesichtshälften. Aufschlussreich ein weiteres Resultat harter wissenschaftlicher Arbeit: Männer und Frauen stellen sich unterschiedlich dar. Frauen zeigen Kussmund, Männer Muskeln. 
Wegen Selfies ist es auch schon zu Rechtsstreitereien gekommen. Ein besonders bizarrer Fall: Eine Affe in einem Zoo hatte die Kamera eines Fotografen in die Hand genommen und damit gespielt. Zufällig entstand dabei ein herausragendes Selfie. Eine Tierschutzorganisation und der Fotograf stritten sich anschliessend über Jahre um die Frage, ob das Urheberrecht nun beim Affen oder beim Fotografen liegt. Weder noch, kam das Gericht zum Schluss. Ein weiterer Fun Fact: Neben Selfies gibt es auch Bifies (im Bikini aufgenommen), Drelfies (in betrunkenem Zustand) oder Dronies (mithilfe einer Drohne). Ehrlich gesagt bin ich schon mit der Selfie-Technik überfordert. 45-Grad-Winkel, Handy etwas über Augenhöhe halten, Haltung annehmen... Okay, aber wie bitte betätige ich den Auslöser, ohne dass mir a) das Handy aus der Hand fällt, b) mehrere Finger mit auf dem Bild sind oder c) das Resultat aussieht, als wäre es ein Drelfie? Ich hab's versucht. Das Resultat ist auf www.engadinerpost.ch. Konstruktive Rückmeldungen erwünscht. 

r.stifel@engadinerpost.ch
Selfie(versuch): Reto Stifel